Wir haben beide schlecht geschlafen, Friedel hustet und
schnorchelt und ich werde davon immer
wieder wach. So sind wir froh, als es endlich Zeit zum Aufstehen
ist. Da wir fast schon alles ge-packt haben, geht es ziemlich
schnell. Alle Sachen, die wir nicht wieder mit nach Deutschland
nehmen wollen, stapeln wir in und neben einer Plastiktüte auf.
Vielleicht kann es hier ja noch jemand gut gebrauchen.
Ein letztes Mal frühstücken wir auf der Dachterrasse. Dann geht
es mit dem Gepäck zur Rezeption.
Wir müssen noch die Getränke aus der Minibar bezahlen. Es geht
erstaunlich schnell, ein Ange-stellter wird ins Zimmer hochgeschickt,
Minibar zählen. Ob er wohl auch die Drahtkleiderbügel nachzählt? Es
hätte mich ja tierisch gereizt, einfach ein paar dazu zu hängen. Was
wäre wohl passiert, wenn nicht weniger sondern mehr Kleiderbügel im
Schrank gehangen hätten?
Unser Taxifahrer weiß anscheinend inzwischen auch schon, dass wir
immer superpünktlich (d.h.
viel zu früh) da sind und wartet schon auf uns. Wir können also
sofort unser Gepäck verstauen und losfahren. Es geht nochmals quer
durch Manaus zum Flughafen.
Manaus, eine Zweimillionenstadt. Dann müsste der Flughafen ja
eigentlich auch entsprechend
sein. So habe ich gedacht. Aber nur, bis wir im Flughafengebäude
waren. Kaum Betrieb, aber erstaunlich viele und unheimlich wichtig
aussehende Personen in Uniform, die Frauen mit Stöckelschuhen,
goldenen Namensschildern und Titulierungen. Außerdem laufen viele
Personen herum, die sich über Sprechfunk unterhalten. Was tun die
eigentlich alle?
Wir suchen den Schalter, an dem wir einchecken können und finden
ihn nicht. Also an einem
Schalter nachfragen, der Mann zeigt nach rechts. Rechts ist aber nur
die Information, wir fragen
nach und die Dame zeigt nach links. Treiben die jetzt ein Spielchen
mit uns? Also neuer Anlauf.
Der Mann am Schalter zeigt wieder nach rechts, die Dame an der
Information nach links. Aber wir haben jetzt rausbekommen, dass der
Check-In-Schalter um 10.15 Uhr geöffnet wird. Nur wo wissen wir noch
nicht. Aber wir haben ja Zeit und setzen uns erstmal wieder. Dann
erneute Fragen und die schon bekannten Handzeichen. Also muss
Check-In wohl zwischen der Infor-mation und dem Schalter sein. Da ist
jedoch nur eine Tür, großräumig abgesperrt mit einem rot-weißen Band
und von einem äußerst wichtig aussehenden Mann bewacht. Als ich
diesen frage, nur ein Schulterzucken und er zeigt wieder auf den
Schalter. So langsam zweifeln wir an unserem Verstand. Um 10.15 Uhr
traue ich mich dann nochmals, den Mann am rot-weißen Band zu fragen
und siehe da, auf einmal weiß er, dass die Tür hinter ihm in 5
Minuten geöffnet wird. Na geht doch, aber warum erst so spät. Also
Reisetaschen ab- und Bordkarte annehmen. Dann suchen wir unser Gate,
und der Flieger geht ziemlich pünktlich los.
Auch in Sao Paulo müssen wir wieder unsere Bordkarten holen und
denken, wir sind diesmal
schlauer. Fragen also gleich, als wir den Flieger verlassen haben,
wo wir hin müssen und folgen
brav den Anweisungen. Am ersten TAM-Schalter stehen wir eine Weile
an, bis wir hören, dass wir
ja einen Lufthansaflug haben und dementsprechend auch zum
Lufthansaschalter müssen, eine
Ebene höher und natürlich in der hintersten Ecke. Zum Glück ist hier
keine Schlange, aber wir sind auch nicht richtig, denn wir haben
zwar einen Lufthansaflug, aber der findet in Kooperation mit der TAM
statt. Also zum TAM-Schalter. Da stehe ich in einer langen Schlange,
die nur lang-sam vorangeht. Als ich endlich dran bin, wird mir
erklärt, dass ich am falschen TAM-Schalter angestanden habe, hier
ist nur für nationale Flüge, die internationalen Flüge werden auf
der an-deren Seite bedient. Wie soll man das wissen, wenn nichts
angeschlagen ist?
Also rüber auf die andere Seite, wieder anstellen. Vor mir schert ein Reisender aus und wird gleich angepfiffen, der Schalter ist wohl nur für VIPs, Körperbehinderte usw. Das ist doch meine Chance. Frech (wie ich eigentlich gar nicht bin) gehe ich zum Schalter und sage, dass ich ein Handycap habe. Der Schalterfuzzi grinst, glaubt mir wohl nicht, nimmt mich aber dran. Schnell knalle ich ihm meinen Schwerbeschädigtenausweis auf den Schreibtisch, aber er kann nichts damit anfangen. Doch in darf bleiben, nur noch eine Person vor mir, dann bekomme ich endlich unsere Bordkarten. Hurra!
Der Mann vor mir ist auch ein Deutscher, der lange Zeit in Peru gelebt hat. Er merkt wohl, dass ich ziemlich genervt bin und tröstet mich, dass in ganz Südamerika am Freitag die Flughäfen völlig überfordert sind, da an diesem Tag sehr viele Leute fliegen. Schade, dass wir das nicht vorher gewusst haben.
Friedel hat es sich inzwischen in einer Flughafenecke so
einigermaßen bequem gemacht, seine
Erkältung wird immer schlimmer, und er leidet fürchterlich. Jetzt
müssen wir das richtige Gate suchen, das natürlich wieder genau
entgegengesetzt liegt. Also wieder durch den ganzen Flughafen. Wir
geben unsere letzten REAL für leckere Schokolade aus und warten.
Kurze Zeit später erfahren wir dann, dass unser Flieger
wahrscheinlich 3 Stunden später starten wird. Wir gehen zur
Information und ich erfahre, dass wir jetzt nach Gate 4 müssen, also
wieder durch den ganzen Flughafen zurück. Anstehen in einer irre
langen Schlange, Handgepäckkontrolle usw. Aber wir sind am Ziel.
Denken wir, denn kaum sitzen wir an Gate 4 wird angezeigt, dass wir
zu Gate 13 müssen. So langsam reicht es mir. Zum Glück sehe ich den
Deutschen, mit dem ich vorhin am Schalter gesprochen habe. Ich weiß,
dass er auch nach Frankfurt fliegt, also sind wir hier wohl endlich
richtig.
Mechtild ist in Sao Paulo sichtlich genervt durch die ganze Hin- und Her-Rennerei. Ich verstehe sie voll und ganz, kann ihr aber besonders sprachlich ja nicht helfen. Aber muss ich mir deshalb den harten Satz „Jetzt hat Du wohl von Südamerika endlich die Schnauze voll“ anhören? Ich sage aus 'Sicherheitsgründen' nichts und denke mir mein Teil. Auch wenn es meinem eigenen Naturell total entgegensteht - ich bin überpünktlich, genau usw. -: Ich liebe Südamerika. Vielleicht gerade deswegen.
Und mit 3 Stunden Verspätung fliegen wir von Sao Paulo los.