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Mittwoch, 14. August 2002 – 12. Tag

Heute Morgen ist Stadtrundgang durch La Paz angesagt. La Paz ist Regierungssitz Boliviens und hat mit der sogen. Armenstadt El Alto etwa 2,1 Mio Einwohner. El Alto, auf über 4.100 m liegend, wächst immer noch rapide an.

In La Paz selbst gilt, je tiefer man wohnt, desto reicher und gesünder wohnt/lebt es sich. Da wir direkt in der City einquartiert sind, können wir alle markanten und interessanten Punkte zu Fuß erreichen. Auffallend ist, dass fast alle Schuhputzer Wollmasken tragen, die nur die Augen freilassen. Ob dies nun aber ein wirksamer Schutz gegen die immensen Autoabgase ist, sei bezweifelt.

„Regierungssitz in La Paz"

Auf unserem Stadtrundgang lernen wir den Regierungssitz kennen, die Kirche San Franzisco, Plaza Murillo, sowie den Hexenmarkt. Hier ist es sehr interessant, es gibt alles zu kaufen, was mit Geschenk und Andenken zusammenhängt. U.a. gibt es auch Lamaföten, kleine ausgestopfte Lamas und Gürteltiere (ab 20 Bolis) zu kaufen. Auch wir können dem Angebot nicht wiederstehen und kaufen einige Andenken.

Udo, Matthias, Frank, Francoise und ich besuchen anschließend das Coca-Museum. Am Eingang gibt es eine aufschlussreiche Mappe, in der viel wissenswertes über Coca-Anbau, Kokain-Herstellung usw. steht. Nach dem Rundgang kann ich die Mappe für 50 Bolis erwerben.

 

Am Nachmittag haben wir Gelegenheit, die Ruinen von Tiwanaku zu besuchen. Tiwanaku ist die wichtigste präkolumbische Kulturstätte Boliviens, vielleicht sogar ganz Südamerikas. Sie liegt gut 70 km von La Paz entfernt auf dem windigen und kalten Altiplano.

Aber was ist Tiwanaku nun wirklich? Hauptstadt eines Reiches? Zeremonielles Kulturzentrum? Wallfahrtsort? Nach dem Grundriss könnte es sich um eine Tempelstadt gehandelt haben oder eine Handelsmetropole am Titicacasee. Auch bei der Größe der Bevölkerung Tiwanakus tappt man im Dunkeln. Schätzungen beginnen bei 20.000 Einwohnern und enden bei 120.000. Die meisten Bauten dürften aus der Blütezeit der Tiwanaku-Kultur zwischen 400 und 1.000 n.Chr. stammen.

 

Das Aymara-Wort Kalassasaya bedeutet ‚stehende Steine’ und meint die hier gefundenen Monolithen. Die 1,50 – 7,50 m hohen Skulpturen sind menschengestaltig. Götter mit menschlichen Gesichtern, die verzierte Gegenstände in den Händen halten. Einer der schönsten wird nach dem bolivianischen Archäologen Ponce-Monolith genannt. Dieser und auch andere Monolithe sind mit einem Drahtzaun umgeben, damit wir ja nicht in Versuchung kommen, die Götter anzufassen.

Dann sehen wir noch das unvollendete Glanzstück der Tiwanako-Kultur, das Sonnentor, das aus einem einzigen 2,80 m hohen und 3,80 m breiten Andesitblock mit einer 1,40 m hohen und 60 cm breiten Öffnung herausgehauen wurde und auf etwa 10 Tonnen Gesamtgewicht geschätzt wird. Bemerkenswert ist das Flachrelief im Fries, das entweder den Sonnengott oder den Schöpfergott Wiracocha darstellt.

 

 

 

 

„Das Sonnentor"

Wir sind beeindruckt von den sauberen Steinschnitten, den akkuraten Steinöffnungen, die von hochentwickelten Bearbeitungstechniken erzählen. Da liegen Steinblöcke, die mit Klammern zusammengehalten wurden, Blöcke mit haarscharfen Rillen und gleichmäßigen Löchern. Verschiedene Blöcke fügen sich zu einer fugenlosen Mauer zusammen. Diese Blöcke mussten vorgefertigt und nach einer Art Baukastensystem zusammengesetzt worden sein.

Nach dem Rundgang sind wir alle ein bisschen schlauer, tüchtig beeindruckt, aber auch tüchtig durchgepustet und verfroren.

Abends Essen in einem tollen Lokal. Es gibt sogar einen Begrüßungsdrink, der besonders Friedel so gut schmeckt, dass er in nachbestellt (‚aber in größer’). Während und nach des Essens spielt eine Band bolivianische Folkloremusik, die uns allen sehr gut gefällt. Zwischendurch werden dann von einem Paar noch typische bolivianische Tänze dargeboten. Danach ist ein Teil der Gruppe so aufgekratzt, dass wir auf dem Nachhauseweg noch eine ‚Eingeborenen-Kneipe’ besuchen. Hier müssen wir natürlich Singani trinken, das Nationalgetränk. Besonders lustig wird es, als der Wirt zu tanzen anfängt, es sieht umwerfend aus, wie er mit seinen kurzen Stummelbeinen (lt. Francoise) den Takt hält, aber er hat ein tolles Rhythmusgefühl und animiert uns alle zum mittanzen. Es wird reichlich spät – arme Trekkingteilnehmer, euer Start wird wahrscheinlich sehr anstrengend werden.

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Stand: 18. September 2002.