14. Tag

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Freitag, 16. August 2002 – 14. Tag

Gegen 07.00 Uhr morgens werden die ersten wach und wecken den Rest der Truppe. Das Thermometer zeigt schlappe 11 Grad minus. Danach Frühstück und dann werden die Zelte abgebaut und verpackt. Wasservorräte auffüllen (lebenswichtig), Rucksack schnüren und ab geht es zum wohl anstrengendsten Tag dieser Reise. Das Wetter ist wie bisher immer ausgezeichnet. Angesagt sind an diesem Tag etwa 6 Std. reine Wanderzeit. Streckenprofil: Start bei 4.600 m, hoch auf 5.005 m, runter auf 4.600 m, wieder auf 4.950 m und wieder abwärts auf 3.800 m.

Direkt nach dem Start geht es schon bergauf. Wir gehen, Matthias meist vorn, neben und hinter unserem Führer her. Horst, Jürgen, Matthias, Udo und ich befinden uns meist in Reichweite unseres Schrittmachers. Sogleich nach dem Start so steil bergauf ist schon schwierig, der Rhythmus ist noch nicht gefunden. Mal eben so überholen ist nicht möglich, das Herz schlägt wie überdreht und die Atmung ist dann auch schwierig. Zwischendurch immer mal wieder ein kleiner Zwischenstopp, um einen Schluck aus der Wasserflasche zu nehmen. Die Faustregel lautet: mindestens 2 Liter Flüssigkeit pro Tag ausscheiden (d.h. – pinkeln), da muss man ganz schön viel trinken.

So nach und nach arbeiten wir uns höher hinauf und kommen immer wieder an Lamas vorbei. Irgendwann überholt uns dann unsere Küchencrew. Mittlerweile verschlechtert sich auch das Wetter. Nebel zieht auf, noch haben wir aber keine Schwierigkeiten damit.

„Auf 5.005m"

Dann endlich – völlig unerwartet – sind wir auf der Passhöhe des 5.005 m hohen Miradorpasses. Horst hat ihn als erster erreicht. Unser Führer und ich etwa 5 Minuten später, Matthias hatte bei der letzten Rast wohl den Anschluss verpasst und kommt als nächster, hat somit aber das familieninterne Duell für sich entschieden. Nach und nach kommen dann auch die anderen auf der Passhöhe an. Alle sind glücklich und zufrieden, diesen Punkt erreicht zu haben. In diesem Zusammenhang ein Lob an Rolf, Uwe und Rosi, sie sind zwar die Ältesten, aber haben trotzdem die Höhe sehr gut gemeistert – alle Achtung. In meinem Bekanntenkreis kenne ich diesbezüglich keinen.

Das Wetter, das uns bisher immer wohlgesonnen war, verschlechtert sich nun zusehends. Der Nebel wird dichter und es fängt an zu graupeln. Bedingt durch die Höhe ist es hier oben aber mehr als frisch. Nach einer kurzen Stärkung aus unseren Rucksäcken und den obligatorischen Fotos machen wir uns wieder auf den Weg. Zunächst geht es ziemlich steil bergab. Einen richtigen Pfad gibt es nicht. Über große Geröllbrocken suchen wir unseren Weg. Wie in den vergangenen Tagen gehen wir auch heute durch ausgetrocknete Wasserläufe. Wie gut, dass Trockenzeit ist. Unsere Lamaherde überholt uns wieder und kurz darauf sind wir höhenmäßig wieder auf dem Startlevel. Wenig später sind wir dann am Rastplatz für unser heutiges Mittagessen. Es fängt nun stärker an zu graupeln. So richtig Hunger habe ich nicht. Ob’s wohl am Coca-Blätter-Konsum liegt?

Wir brechen dann auch bald wieder auf zu neuen Taten, wohl wissend, dass uns noch einiges bevorsteht. Wegen des Graupeln ziehe ich mir noch schnell die Regenjacke mit Kapuze über und los geht’s. Ca. 400 Höhenmeter müssen ja in dieser Luft heute noch bewältigt werden. Schritt für Schritt mühen wir uns bergan. Wenn die Versuchung, mal etwas schneller zu gehen, da ist, kommt bei mir nur wenige Schritte später die Quittung, so dass ich mich am liebsten hinlegen und abkotzen würde. Langsam komme ich aber in meinen Rhythmus und lasse es gemächlich angehen. Nach mehreren Aufstiegen sowie halbwegs ebenen Stücken sind wir dann wieder fast auf 5.000 m auf dem Apachete Pass. Leider ist die Sicht sehr schlecht, so dass die Belohnung für unsere Plackerei nicht sichtbar wird. Eine Rast machen wir aber trotzdem. Nach der kurzen Instruktion von Marion ‚von nun an zusammen zu bleiben wegen des dichter werdenden Nebels’, machen wir uns auf den Weg getreu dem Motto ‚von nun an geht’s bergab’. Der Weg ist immer noch von Geröllmassen übersät und wir müssen aufpassen, keinen Fehltritt zu machen.

Irgendwann im Bereich von 4.500 m sehen wir friedlich ein paar Kühe weiden. Es ist nach wie vor eine karge, raue, harte Landschaft, nicht nur für Menschen.

Je tiefer wir kommen, desto angenehmer werden auch wieder die Temperaturen. Wie sehen dann rechts ein ganzes Stück unter uns einen Stausee, macht sich von hier oben prächtig. Nachdem wir uns wieder alle gesammelt haben, geht es weiter, immer noch bergab. Die Sicht beträgt jetzt nur noch etwa 60 m, das Graupeln hat aber aufgehört. Irgendwann am Nachmittag so gegen 16.30 Uhr, wir haben gerade einen Bachlauf überquert, sind wir dann auf unserem Lagerplatz. Unser Führer macht schnell kehrt, um die hinter uns Gehenden auch zum Lagerplatz zu holen, bei der schlechten Sicht würden sie vermutlich am Platz vorbeilaufen. Dann wieder das übliche: Zeltaufbau, Kaffeetrinken (bzw. Coca-Tee), klönen, Abendessen und wieder rein in den Schlafsack.

 

Für heute morgen haben Marie Rose und ich uns einen Ausflug ins Tal des Mondes (Valle de la Luna) in der Nähe von La Paz vorgenommen. Da Taxifahrten hier ausgesprochen billig sind, fahren wir nicht mit dem Micro. Die Anfahrt führt vorbei an den Villenvierteln im unteren Bereich der Stadt, es ist offensichtlich, dass hier die besser betuchten Bürger ansässig sind. Der Taxifahrer will uns bereits an einem kleinen Freizeitpark absetzen, wird dann aber von Marie Rose energisch darüber belehrt, wohin wir wirklich wollen. Nach kurzen Nachfragen bei den Einheimischen kommen wir so zum Ziel.

 

Plötzlich ragen bizarre Erd- und Steintürme, Säulen-pyramiden und Felspilze in den Andenhimmel – eben eine Art Mondlandschaft. Das Valle de la Luna ist mit seinen bizarren Erosions-formationen eine erholsame Alternative nach den Groß-stadttagen und bietet hübsche Fotomotive. Besonders imponierend ist die Felsnadel, die im Volksmund Muela del Diablo (‚Backenzahn des Teufels’) genannt wird. Wir lassen uns viel Zeit, um die verschiedenen Felsformen anzuschauen und zu foto-grafieren.

 

Für den Nachmittag haben wir uns shoppen vorgenommen. In den Einkaufsstraßen findet man wirklich alles, was das Herz begehrt. Marie Rose ist hauptsächlich an warmen Sachen interessiert, sie ist fast pausenlos am frieren und wundert sich, dass ich mich nicht für Alpakasocken erwärmen kann. Da gefallen mir die Ketten mit kleinen Lamas schon viel besser. Dann nochmals kurz über den Hexenmarkt und schwerbepackt geht es zurück ins Hotel.

Abends schlemmen wir noch einmal tüchtig und ordern eine Torte für Jürgen, der am Sonntag Geburtstag hat.

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Stand: 17. September 2002.