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Sonntag, 18. August 2002 – 16. Tag

Da es letzte Nacht sehr spät war, hängt der größte Teil der Gruppe ziemlich müde am Frühstückstisch. Jürgen erscheint und wir versuchen ein Geburtstagsständchen, welches aber total in die Hose geht. Als Chor hätten wir keine Chance. Aber Jürgen freut sich trotzdem, besonders als wir im noch ein Charango (sieht aus wie eine kleine Gitarre) schenken. Jetzt muss er tüchtig üben, damit er beim Nachtreffen etwas vorspielen kann. Die Torte wird natürlich sofort aufgeteilt, so dass zu dem tollen Frühstück, welches wir an diesem Morgen erhalten, auch noch diese Köstlichkeit kommt.

So gestärkt möchten wir am liebsten gleich zum Titicacasee aufbrechen. Doch Pech gehabt – es kommt ein Anruf, der Bus ist kaputt, es wird noch ca. 1 Stunde dauern. Aus dieser Stunde werden dann letztendlich sogar zwei.

„Am Waynamarca-See"

So haben wir noch Gelegenheit, uns ein bisschen von Puerto Perez anzusehen. Besonders die Kirche ist hell und freundlich. Jürgen steigt beim Gottesdienst gleich in das Orchester mit ein. So verbringen alle mehr oder weniger sinnvoll die Zeit bis zur Abfahrt.

Dann endlich kommt der Bus. Aufladen, einsteigen, ab geht’s nach Copacabana am Titicacasee. Marion erklärt, dass das ‚große Copacabana’ seinen Namen vom Kleinen übernommen hat und nicht umgekehrt. Wie immer ist die Fahrt sehr abwechslungsreich, besonders als wir mit einer Fähre übersetzen müssen. Zur Sicherheit kommt der Bus auf eine Fähre und wir müssen in einem extra Boot übersetzen.

„Am Titicacasee"

Am frühen Nachmittag sind wir dann endlich an Ort und Stelle und können im Hotel einchecken. Wir beeilen uns, denn es soll noch die Fahrt auf dem Titicacasee zur Isla del Sol stattfinden. Also auf zum Hafen, auf zwei Schiffe verteilen und ‚Ahoi’. Nach ca. einstündiger Fahrt erreichen wir die Sonneninsel. Marion, die nichts von der christlichen Seefahrt hält, schnallt sich eine Rettungsweste um und hält sich die ganze Zeit an der frischen Luft auf (warum wohl?). Sympathisch, dass sie auch mal eine Schwäche zeigt.

Laut einer Sage liegt auf der Isla del Sol (Sonneninsel) der Ursprung der Inkas. Der See selbst ist ca. 14 x so groß wie der Bodensee, liegt auf einer Höhe von 3.812 m und ist somit der höchste schiffbare See der Welt. 70 % gehören zu Peru, der Rest zu Bolivien.

Der Legende nach sollen hier der hellhäutige Schöpfergott Wiracocha, der erste Inka Monco Copac sowie dessen Frau bzw. Schwester Mama Ocllo vom Sonnengott zur Erde geschickt worden sein. Somit war der Ort als heilig anzusehen und das Inkareich nahm von hier aus seinen Anfang.

„Inka-Palast auf der Sonneninsel"

Zu Beginn unseres Rundgangs, unser Guide spricht englisch und Marion übersetzt mir (als nicht englisch verstehender Person) das Wesentliche, besichtigen wir eine Inkaruine. Teilweise original, teilweise nachgebaut. Die Präzision der früheren Baumeister verblüfft immer wieder. Ein Teil der terrassenförmigen Anlagen ist noch sichtbar bzw. zu erahnen. Wir befinden uns jetzt zwar knapp unter 4.000 m, aber langsames Gehen ist trotzdem angesagt. Leicht östlich von uns haben wir die Insel Isla del Luna (Mondinsel) im Blickfeld, sie ist ein ganzes Stück kleiner als die Isla del Sol. Hier soll Wiracocha einst dem Mond befohlen haben, sich in den Himmel zu erheben.

Auf dem zweiten Teil unseres Rundweges begegnen uns immer mehr Kinder und Jugendliche, die uns unter allen Umständen Mitbringsel verkaufen wollen. Auch möchten die Kinder gern fotografiert werden, aber nur gegen ‚Bolis’ (Rudolf: ‚Claudia Schiffer macht ja auch nichts anderes’).

Im Hafen der Insel ‚tobt das Leben’. Es ist herrlich, hier zuzuschauen. Frauen waschen unter Mithilfe der Kinder ihre Wäsche und breiten sie dann zum Trocknen aus. Eine ältere und eine jüngere Frau versuchen unter erschwerten Bedingen zwei Esel zu beladen, die das gar nicht gern haben. Man könnte den ganzen Tag hier sitzen und nur schauen, es würde nie langweilig.

Unser Boot fährt dann noch eine Schleife, um uns die Möglichkeit zu geben, ein seetüchtiges Papyrusboot zu sehen und zu fotografieren.

Kurz vor Sonnenuntergang sind wir wieder im Hafen. Leider gehe auch ich Richtung Hotel und sehe nur noch über Häuserspitzen hinweg einen traumhaft schönen Sonnenuntergang. Bedauern nutzt nichts – vorbei ist vorbei.

Dafür haben wir aber noch Gelegenheit, letzte Souvenirs einzukaufen. Überall in den Geschäften trifft man ‚Bekannte’. Wir kaufen noch eine Alpakadecke für die kalten Nächte in Deutschland, außerdem findet Friedel noch eine Figur, die ihm sehr gut gefällt. Toll, dass alles so schön billig ist und man auch noch handeln kann.

Copacabana ist bekannt für sein Popcorn, dass hier besonders groß ist und auch besonders lecker schmeckt. Es gibt viele Geschäfte, die nur Popcorn (in großen Tüten) verkaufen.

„Abendstimmung am Titicacasee"

Abendessen gegenüber vom Hotel in einer Pizzeria.

Jürgen gibt auf seinen Geburtstag ‚Cerveza für alle’ aus. Das ist wohl etwas zu viel für den Kellner und etliche Flaschen landen auf der Erde und zerplatzen. Wie gut wir uns bereits erholt haben merkt man an der Bemerkung, die vom Tisch kommt ‚ das ist ‚Opfer für Pachamama’.

Das Abendessen ist gut und reichlich. Als Thomas die Pizza von Mechtild sieht, bekommt er direkt verklärte Augen. Aber alle Gerichte sind so reichlich, das kaum einer seinen Teller leer isst. Nach einigen Getränken wollen wir bezahlen. Einzelrechnungen scheinen in Bolivien noch die Ausnahme zu sein, d.h., auch an diesem Abend soll es wieder eine Gruppenrechnung geben. Ich beobachte die Kellner schon längere Zeit, sie rechnen und rechnen, zuerst ‚per Hand’ dann per Maschine, das Ganze geht so ca. ½ Std., nicht nur ich werde ungeduldig, Marion nimmt sich ein Herz und versucht, die Gesamtsumme zu erfahren – es dauert. Auch sie wird langsam ungeduldig, aber irgendwann steht zumindest die Gesamtsumme fest. Ob die Beiden heute noch am Rechnen wären, wenn wir sie gelassen hätten, ist dem Verfasser nicht bekannt.

Zurück am Hotel müssen wir alle durch eine Klapptür krabbeln, der offizielle Eingang ist bereits verschlossen.

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Stand: 17. September 2002.