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Dienstag, 06. August 2002 – 4. Tag

Heute ist Feiertag in Bolivien. Das ganze Land feiert den Unabhängigkeitstag. Doch ehe wir die Parade abnehmen, ist ein Stadtrundgang angesagt. Sucre liegt eingebettet zwischen ‚sanften’ Hügeln und gilt als die hübscheste Kolonialstadt Bolivien, vielleicht sogar ganz Südamerikas. Seit 1828 ist Sucre die Hauptstadt des Landes, aber Regierung und Ministerien sind längst nach La Paz abgewandert. Wegen der einheitlich weiß getünchten Fassaden wird Sucre auch ‚die weiße Stadt’ genannt.

Wir besuchen zuerst das Convento de Sta. Clara. Neben den üppig vergoldeten Altären der Kirche ist besonders die Sammlung von Musikinstrumenten aus dem 17. und 18. Jh. erwähnenswert, darunter eine wertvolle Orgel, die bis heute nichts von ihrem Klangvolumen eingebüßt hat.

Weiter geht es mit dem Aufstieg zu den beiden Hausbergen von Sucre, dem Sica Sica und dem Churuquella. Der Aufstieg zieht sich ziemlich lang und steil, die Luft wird hier auf 2.790 m schon merklich dünner – also langsam – langsam. Doch oben werden wir mit einem phantastischem Ausblick über Sucre für die Anstrengung voll und ganz entschädigt.

„Blick über Sucre"

Jetzt ist es aber langsam Zeit für die Parade. Als erstes dröhnt uns das Lied ‚100 Mann und ein Befehl’ entgegen. Jede einzelne Fakultät marschiert in der Parade mit. Es will kein Ende nehmen.

Am Mittag geht es dann weiter mit dem Bus nach Potosi. Kurz nach Verlassen Sucres besuchen wir das Schlösschen ‚La Glorietta’. Dieses Schloss hat ein Mann seiner Frau zur Hochzeit geschenkt. Die Junggesellen unserer Gruppe werden durch diesen Hinweis sicher nicht zu mehr Aktivitäten angeregt.

An einer alten Brücke, die nur für Fußgänger freigegeben ist, halten wir Picknick. Unterhalb der Brücke fließt ein Wasser, mehr als ein Bach, weniger als ein Fluss, der lt. unserer Reiseleitung total durch Quecksilber verseucht ist, also kein Leben mehr hat.

„Alte Hängebrücke"

Marion und einige der Gruppe haben auf dem Markt hervorragend eingekauft, es gibt Brötchen, Ziegen- und Rinderkäse, Mandarinen, Tomaten, Papaya, Limetten und Trinkjoghurt. Dieses erweist sich aber beim Öffnen als sehr widerspenstig, so dass nach dem Genuss fast jeder bekleckert ist.

Wieder einsteigen – die Fahrt geht weiter ins hochgelegene Potosi (4.150 m). Horst stellt fest, dass seine Zigarette durch den niedrigeren Sauerstoffgehalt der Luft bereits wesentlich länger brennt.

Da wir langsam in größere Höhen vorstoßen, gibt Marion uns einen Einführungskurs über das Kauen von Cocablättern.

Zuerst werden wir aber darüber informiert, das Coca-Blätter absolut noch nichts mit Kokain zu tun haben. Um aus ca. 600 kg Cocablättern etwa 1 kg Cocapaste herzustellen, die für die Herstellung von Kokain benötigt wird, sind viele chemische Vorgänge notwendig. In Bolivien sind ca. 20 % des Anbaus von Cocablättern legal, somit sind ca. 80 % des Anbaus illegal.

Jetzt aber zum Kauen: etwa 5 Blätter (Stiele vorher entfernen – sie pieken) im Mund kurz ankauen, dann zwischen Wange und Zähnen platzieren, anschließend Katalisator dazu. Danach nochmals ca. 5 Blätter ankauen und wiederum in der Backe ‚lagern’.

Es kann anschließend ein leichtes Taubheitsgefühl in diesem Bereich auftreten, ist aber nicht schlimm und auch nicht schädlich.

Die angekauten Cocablätter bleiben etwa 45 Minuten an ihrem Platz. Danach ausspucken und der ‚ganze Vorgang’ ist beendet bzw. kann/muss wiederholt werden.

Das Kauen von Cocablättern fördert die Leistungsfähigkeit (das Blut kann mehr Sauerstoff aufnehmen) und mindert das Hungergefühl. Beides waren wichtige Faktoren für die Spanier um die Leistungsfähigkeit der Mineros zu steigern.

„Auf dem Weg nach Potosi"

Nach Ankunft in Potosi erst mal Einchecken im Grand Hotel (Großer Name für das Hotel). Wie immer geht’s dann zunächst zur Plaza. Anschließend mit dem Micro in die Stadt zum Abendessen und dann haben wir auch schon die nötige Bettschwere. Fast alle stellen fest, dass es hier in Potosi schon wesentlich kälter ist und die warmen Sachen werden aus dem Gepäck geholt. Außerdem schwächeln die ersten durch die ungewohnte Höhe (Kopfschmerzen, Unwohlsein). Auch treten bei vielen Schlafstörungen auf. Aber Marion erklärt uns, dass wir uns nach ein paar Tagen und ein paar Tassen Cocatee an die Höhe gewöhnt haben und uns besser fühlen.

Wollte mir heute Abend Lama Medaillons bestellen, aber das Lokal hatte nur noch 3 Portionen und ich war die Nummer 4, also weiterhin Steak. Zum Abendessen ziehe ich mir meist so 3 Jugos (Fruchtsäfte, die hier hervorragend, weil frisch sind) rein und steige dann um auf Pina Colada, während die meisten anderen Cerveza trinken.

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Stand: 17. September 2002.