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Donnerstag, 08. August 2002 – 6. Tag

Bereits um 08.00 Uhr geht es in Potosi los. Heute fahren wir durch typisches andines Hochland nach Uyuni. Die Landschaft ist einfach grandios, mal karg, mal felsig, mal sandig. Wir können beeindruckende Felsformationen sowie riesige Kakteen sehen.

Das Wasser an den Bachrändern ist gefroren und die Rinnsale haben ebenfalls eine dicke Eisschicht. Ab und zu können wir ein paar Behausungen sehen. Menschen sehen wir keine, dafür aber jede Menge Lamas. Manche Tiere flüchten, aber andere sind genau so neugierig auf uns, wie wir auf sie. Wir erfahren von Marion die Unterschiede zwischen Lamas, Alpakas, Guanakos (gibt es überwiegend in Chile) und Vikunjas. Jetzt sind wir in der Lage, die Tiere genau zu erkennen, ist eigentlich gar nicht schwer, die ‚im Gesicht rasierten’ sind die Lamas, die ‚zugewachsenen’ die Alpakas und die ‚zarten, hellbraunen, rehartigen’ die Vikunjas. Guanakos brauchen wir nicht zu ‚lernen’, da sie hier nicht vorkommen.

Ein Lama kann ca. 25 kg über etwa 20 km täglich tragen, wenn ihm die Last zu schwer wird, legt es sich einfach hin. Alpakas sind gute Wolllieferanten, ca. 5 kg jährlich (werden wir bei unseren Einkäufen noch oft hören – Alpaka). Am allerbesten ist jedoch die Wolle der Vikunjas, besonders fein und weich. Der Bestand an Vikunjas ist durch ein besonderes Schutzprogramm wieder in die Höhe gegangen.

Aber alle diese Tiere brauchen eine Höhe um 4.000 m um gute Lebensbedingungen zu haben.

Die Landschaft ist einfach unbeschreiblich. An einer Schranke schimpft unser Fahrer auf den Kontrollposten ein, wahrscheinlich weil die Schranke nicht schnell genug hochgemacht wird. Es sieht aus, als ob sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen wollen.

Gegen Mittag machen wir Halt in einem Rasthaus, das wir nicht als solches erkennen. Wir haben die Wahl: draußen zwischen Hühnern und Hunden Picknick oder Suppe im Lokal. Friedel und ich wählen mit einigen anderen Picknick, aber die Suppe soll sehr gut geschmeckt haben.

„Grandiose Landschaft auf dem Weg nach Uyuni"

Weiter geht die Fahrt. Wir bewegen uns immer auf Höhen so um die 4.000 m. Die Strecke ist größtenteils wieder einspurig, Gegenverkehr haben wir höchstens alle 20 Minuten, überholt hat uns keiner (das liegt aber nicht daran, dass wir so ‚schnell’ sind).

Hier scheint sich seit Hunderten von Jahren nichts verändert zu haben (abgesehen vielleicht von der etwas verbreiterten Straße und die Dachabdeckungen aus Blech). Nur vereinzelt sieht man Stromleitungen. Doch Strom fließt deshalb noch lange nicht, oder selten. Wir kommen an verlassenen Ortschaften vorbei; warum alles leer steht? Ich weiß es nicht. Vielleicht hängt es mit der Landflucht zusammen.

Unser Bus schraubt sich allmählich immer höher hinauf. Die Erkenntnis, dass Bolivien ein wirklich ‚steinreiches’ Land ist, lässt sich bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr leugnen.

Irgendwann, wir sind schon wieder eine ganze Zeitlang bergab gefahren, begegnen uns 2 Mountainbiker in voller Montur und mit viel Gepäck. Hoffentlich wissen sie, was sie noch vor sich haben! Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 km/Std. dürfte wohl kaum zu erreichen sein.

Um 16.00 Uhr kommen wir müde in Uyuni an und möchten gern unser Hotel beziehen. Aber Scheiße...., wir bekommen keine Zimmer. Irgendetwas ist bei der Buchung wohl schiefgelaufen. Wir dürfen erst mal auf die Plaza und den Markt, während Marion und unser Busfahrer sich ‚kümmern’. Wir lassen es uns gut gehen, aber die Beiden haben Stress. Doch der hat sich gelohnt, denn durch die Umplanung können wir heute Abend das Salzhostal direkt im Salar beziehen. Da ist unsere Freude natürlich groß.

Gut gestimmt gehen wir essen und bestellen Cerveza. Komische Sorte gibt es hier, riesige Flaschen und wenn sie geöffnet sind, hört das Schäumen nicht auf. Wir haben viel Spaß an diesem Abend. Und der größte ‚Spaß’ soll noch kommen. Doch zuerst müssen wir noch unser Gepäck sortieren. Nur das Nötigste ist mitzunehmen (der Platz in den Jeeps ist begrenzt), alles andere bleibt im Hotel. Es ist das totale Durcheinander, wenn 16 Leute auf engstem Raum ihre Taschen und Rucksäcke öffnen, Sachen herauszerren, stapeln, wieder umsortieren und dann in kleinere Taschen und Rucksäcke stopfen. Hoffentlich hat jeder seine eigenen Sachen erwischt.

Endlich machen wir uns auf, um unser Salzhostal zu erreichen. Ca. 45 Minuten Fahrt, dann können wir uns ausruhen. Haben wir uns so gedacht, wir irren über 2 Stunden mit dem Bus auf dem dunklen Salar umher und können unser Hostal nicht finden. Es ist sehr schwierig hier zu fahren, denn der Fahrer kann sich nur an den Fahrspuren orientieren und die sind in der Dunkelheit schlecht zu sehen. Ab und zu schaltet unser Busfahrer alle Lichter am Bus aus, er glaubt, das Salzhostal so eher sehen zu können. Die Sterne funkeln hell, und manche ‚hängen so tief’, dass sie wie eine Stalllaterne aussehen. Und wie es sich für so eine aufregende Nacht gehört ist natürlich Neumond. Auch der von Frank hervorgeholte Kompass zeigt bei den Kurven des Busfahrers nur ‚leichte Tendenz nach Süden’. Noch können wir alle lachen und frotzeln, aber so langsam müssen wir uns darauf einstellen, die Nacht im Bus zu verbringen. Die Schlafsäcke haben wir ja Gott sei Dank dabei. Doch wir haben nicht mit dem Ehrgeiz von Antonio (Busfahrer) gerechnet. Er gibt nicht auf und seine Mühe wird belohnt. Endlich taucht das Salzhostal auf und die Wirtin erklärt ganz vorwurfsvoll, dass sie doch eine Kerze zur Orientierung ins Fenster gestellt hat.

„Salzhostal im Salar Uyuni"

Wir sind vom Salzhostal alle total begeistert. Es hat eine unheimlich gute Atmosphäre (die Toiletten leider nicht) und wir dürfen uns unsere Schlafzimmer aussuchen. Manche der Betten haben Decken aus Lamafellen, total weich und kuschelig. Da wird selbst Marie Rose nicht frieren müssen. Müde fallen wir in die Betten.

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Stand: 17. September 2002.