Der Besuch beim Schamanen beinhaltete auch die freiwillige Einnahme von Ayahuasca (Rauschmittel aus Lianenwurzel und Kräutern). Alle Gruppenmitglieder nahmen freiwillig an dieser Zeremonie teil. Bei mir zeigte dieses Mittel keinerlei Wirkung. Sollte mich irgendwann mal jemand fragen, ob sie oder er an so etwas mal teilnehmen solle, würde ich dieser Person dringend abraten. Ob ein Reiseveranstalter einen solchen Abend als Zusatzangebot anbieten sollte, erscheint mir mehr als fragwürdig, obwohl der Veranstalter ausführliche Hinweise zu dieser Zeremonie gibt. Wobei man hinterher immer schlauer ist.
Diese Zeilen habe ich direkt aus der Situation heraus
geschrieben. Ob ich heute, da ich Abstand
habe, anders darüber denke, sei dahingestellt. Mechtilds Meinung ist
eine andere und kommt ja
auch noch zur Sprache.
Ich habe mich bereits vor der Reise eingehend über die
Schamanenzeremonie informiert und auch mit einer Frau gesprochen,
die bereits einmal an einer solchen teilgenommen hat. Direkt nach
der Zeremonie habe ich auch gesagt: „Nie wieder!“ Ich habe dann aber
viel darüber nachgedacht und würde aus heutiger Sicht doch wieder an
der Schamanenzeremonie teilnehmen.
Jeder Teilnehmer sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass es
sich nicht um Hokospokus
oder eine billige Touristenattraktion handelt, sondern um eine
tiefgehende Zeremonie aus einer alten Kultur.
Es war eine denkwürdige Nacht. Ich habe das Gefühl, ich schwebe
zwischen Wachen und Schlaf.
Ich weiß nicht mit Sicherheit, ob ich überhaupt geschafen habe, bin
aber heute Morgen keinesfalls müde. Nach und nach krabbeln alle aus
ihren Feldbetten. Es ist eine merkwürdige Stimmung. Still und
nachdenklich. Immer wieder die Worte: „Wie geht es Dir?“ „Geht es
Dir gut?“ „Alles in Ordnung?“ Schön, dass sich jeder um jeden sorgt.
Wir sind innerlich ganz nah zusammengerückt. Obwohl wir seit gestern
Mittag wegen der Zeremonie nichts gegessen haben, ist der Appetit
gering, und so sind wir schnell fertig und räumen das Lager.
Aufbruch
Alles wird eingepackt. Feldbetten
und Moskitonetze müssen wir ja
für die nächsten Nächte mitnehmen.
Auch das Gepäck, das wir
hier eigentlich gar nicht
gebraucht haben, wird wieder
übergesetzt. Heute können wir
im Hellen sehen, wo wir gestern
rumkraxeln mussten. Auch
unsere Taxifahrer sind schon da
und laden uns und das
inzwischen total verschlammte
Gepäck wieder ein.
Im Hellen kommt mir die Strecke
bis nach Puerto Maldonado gar
nicht so lang vor. Und unser Fahrer
hat wohl über Nacht das
Hupen verlernt. Aber kaum habe
ich das gedacht, geht es auch
schon los. Es geht über viele
Brücken, die ich gestern in der Dunkelheit der Nacht nicht sehen
konnte. Und bei dem Zustand der Brücken (morsch, fehlende Bretter,
gerade mal autobreit) wünsche ich mir öfters, dass es wieder dunkel
ist.
Die versprochenen 20 Minuten Fahrt werden nur unwesentlich
überzogen und bald sind wir im Hotel. Auch dieses Hotel ist
ansprechend und sauber. Deckig sind allein wir. Also erst mal ganz
laaaaange duschen. Dann werden die Passformalitäten erledigt. Da die
Zeit bis zur Mittagspause
knapp zu werden scheint, fahren wir mit Tuck-Tucks bis zur ersten
Anlaufstelle, der Polizeistation. Jede Fahrt mit diesen Tuck-Tucks
kostet 2 Soles, dafür kann man sich nicht die Schuhsohlen ablaufen.
Wir dürfen durch den Hintereingang rein. Hat Wilner wohl mit einem kleinen Trinkgeld nach-geholfen? Drei, teilweise vier Beamte lümmeln sich um einen Schreibtisch. Der erste Name wird vorgelesen, die Person muss vortreten. Alle schauen nun in den Pass, dann zu der Person, wieder in den Pass. Nicken! Alles o.k.! Der Nächste!
Dann geht es zur nächsten Station. Hier müssen wir vor dem Büro
warten. Tony macht sich einen
Spaß daraus, alle beim zweiten Vornamen zu rufen. Ein zweiter
Vorname ist wohl in Südamerika
nicht üblich. Endlich sind alle Formalitäten erledigt. Wir können
uns wieder ins Vergnügen stürzen.
Zuerst auf den Indianermarkt. Wie immer ein richtiges Gewühl und
Wilner warnt uns, gut auf unsere Taschen, Rucksäcke usw.
aufzupassen. Alles kann man hier kaufen. Tony will uns an einem
Stand exotisches Obst zeigen und wirft dabei eine Schüssel mit
Beeren um, die in die anderen
Obstsorten kullern. Die Händlerin ist wütend und schimpft. Aber da
wird unser Tony zum Macho
und schert sich nicht darum, wie sie auf ihn einredet.
Tuck-Tuck-Fahrt - 2 Soles
Mit dem Tuck-Tuck geht es dann zur Plaza de Armas der
60.000-Einwohner-Stadt. Wir werfen
auch einen Blick auf den Madre de Dios, auf dem morgen unsere Reise
mit einem anderen Boot
weitergehen wird. Wieder Tuck-Tuck-Fahrt, diesmal zu einem Lokal, in
dem auch viele Einheimische essen. Die werden auch bevorzugt
bedient, wir müssen lange warten, bis unser Essen kommt. Alle sind
zufrieden, nur Friedel hat doppeltes Pech. Er ist der Letzte, der
das Essen bekommt und sein Fisch ist voller Gräten.
Wieder im Tuck-Tuck sind wir erstaunt, dass es bereits nach einer Ecke vor dem Hotel hält. Diesen Weg hätten wir auch noch zu Fuß geschafft. Friedel und ich holen erstmal den in den letzten Nächten versäumten Schlaf nach. Auch müssen wir dringend unsere Taschen aufräumen, in denen es aussieht, als hätte ein Tornado darin gewütet.
Wilner hat in einem landestypischen Grilllokal für uns Essen
bestellt, doch nur Wieland, Susanne,
Sabine, Friedel und ich gehen mit. Tony kommt auch noch nach; er
musste erst im Hotel die aufgebrachten Gemüter beruhigen. Mit dem
Bestellen bzw. Bringen von Cervezas und Pisco klappte es da nicht so
richtig.
Puerto Maldonado
Unser Überraschungsessen kommt und ist wirklich eine Überraschung. Salat, Reis, Pommes, frittierte Kartoffeln, dazu Soßen und eine leckere Grillpfanne mit verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten. Es schmeckt allen ausgezeichnet. Nur als wir in die Tiefen der Grillpfanne vorstoßen, wird es gewöhnungsbedürftig. Unter anderem Kuheuter und Darm. Da sind plötzlich alle satt, obwohl Wilner sagt, dass es sehr gut schmeckt.
An der Tür steht eine ältere Frau, die wohl darauf wartet, dass
wir fertig werden. Dann lässt sie
sich das von uns übrig gelassene Essen einpacken und geht nach
Hause. 'Tafel' auf peruanisch.
Dann geht’s weiter. Es sieht aus, als ob Mama und Papa (Friedel
und ich) mit dem reichen Onkel
(Wieland) und den Kindern (Sabine, Susanne und Wilner) tanzen gehen
wollten Und das tun wir
tatsächlich. Wir treffen den restlilchen Teil der Gruppe bereits in
einem Salsa-Schuppen. Wilner
gibt kurze Tanzinstruktionen und los geht’s. Es macht riesigen Spaß.
Wir haben Durst und der Inhaber fährt mit einem Motorrad durchs
Lokal. Er muss wohl Bier nachkaufen. Sogar Macarena tanzen wir,
hätte nie gedacht, dass ich diese alten Kamellen nochmal brauche.
Rainer ist besonders gut drauf, er hat vom nachmittäglichen
Schwimmen immer noch seine Badehose an. In Deutschland undenkbar.
Als die anderen ins Hotel gehen, ziehen wir sechs noch weiter in
eine Disco. Auch hier Salsa und
Gumbia-Musik. Es macht riesigen Spaß, nach diesen Rhythmen zu
tanzen. Tony stellt fest, dass
dieses wohl 'Theresa-Musik' ist, weil ich kaum ruhig sitzen kann.
Und Pina Colada gibt’s auch. Und
die wirkt nach all dem Bier ziemlich gut, und die Hüften werden auf
einmal viel lockerer.
Als wir gehen werden wir sogar mit Handschlag verabschiedet, für
uns neu, aber total nett. In der
nächsten Disco ist noch der Teufel los. Volles Haus. Auch hier
Salsa-Feeling. Doch dann sind auch
wir müde und nehmen ein Tuck-Tuck zum Hotel. Und stellen fest, dass
die Nachtfahrt 5 Soles kostet.