Mythos Amazonien

... von der Quelle des Amazonas bis Manaus

Fahrt mit dem Frachtschiff

Die Nächte in der Hängematte werden immer erholsamer. So langsam wissen wir, wie wir liegen
und uns einrollen müssen. Als ich wach werde, patroulliert Manni bereits über Deck, den Sonnenaufgang fotografieren. Beim Frühstück war er anscheinend auch schon, wieder kein Rührei, nur trockene Kekse und süßer Kaffee.

Ich komme gerade rechtzeitig zum Sonnenaufgang mit meiner Kamera aufs Oberdeck. Der Sonnenaufgang ist heute ganz anders als gestern. In den Zuläufen zum Rio Madeira sind viele Flussdelfine zu sehen, aber zum Fotografieren sind sie zu weit entfernt. Aber einfach nur zusehen ist auch schön. Aus einem Seitenarm kommt ein Passagierdampfer, fährt ins Kielwasser unseres Dampfers und scheint minimal langsamer zu sein.

Der Vormittag vergeht eintönig, aber zuerst in ungewohnter Stille. Das hat wohl Wilner erreicht. Danke! Aber die wohltuende Stille dauert nicht lange, ab 10.00 Uhr wummern wieder die Bässe. Eine vernünftige Unterhaltung und ein Genießen der Landschaft ist so leider nicht möglich. Wir tauschen erstmal Adressen aus. Übermorgen werden Susanne und Sabine bereits nach Hause fliegen. Der Urlaub neigt sich dem Ende zu. Wir werden die letzten sein, die von Brasilien nach Hause fliegen.

Alle dösen in den Hängematten vor sich hin. Es ist einfach zu heiß und auch die Musik dröhnt wieder. Das Mittagessen haben Friedel und ich einfach ausgelassen. Es gab schon wieder das gleiche wie gestern Mittag und Abend und sieht auch nicht sonderlich appetitlich aus. Doch wie steht schon in unserem Reiseführer: „Küche und Hygiene an Bord sind nur etwas für ganz Unerschrockene....“

An den Ufern des Rio Madeira

Auch der Nachmittag verläuft schleichend. Am Ufer zieht eintönig die Landschaft vorbei. Ich gehe duschen, obwohl die Erfrischung auch nur eine Illusion ist. Gegen Abend wird es ange-nehmer. Der Fahrtwind kühlt und wir finden uns alle am Heck ein. Zum Abendessen gehen auch nur wenige. Ich habe nur Durst. Aber dann ist auch noch das Bier alle. 'Holzkopf', wie Friedel ihn nennt, hat nix im Griff. Auch die Musik ist total daneben. Für ihn muss es einfach nur laut sein, dann ist es o.k. Irgendwann  gibt es auch wieder Bier, und wir versuchen zu tanzen. Gar nicht so einfach bei der Musik. Selbst die Brasilianer geben auf. Manni freut sich schon auf morgen, und darauf, dass seine Unterhose auch mal wieder frische Luft kriegt. Doch wir sind vom vielen Nichtstun so müde, dass wir uns in die Hängematten verkriechen.

Wohnhaus am (im) Rio Madeira

Es sah vorhin schonmal so aus, als ob sich jemand Fremdes in meiner Hängematte, die die erste
in der Reihe ist, breit gemacht hätte. Aber vor meiner Hängematte hat sich noch so ein kleiner
Knubbel seinen Platz gesichert.

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