Wir werden telefonisch geweckt, Luxus, aber gut, denn unser Wecker tut es nicht. Anscheinend ist er nicht höhentauglich.
Heute gibt es beim Frühstück auch die Möglichkeit, Coca-Tee
(keine Teebeutel, sondern Blätter)
zu trinken. Ich nutze die Chance und brühe mir gleich eine Tasse
auf. Ich finde das Frühstück sehr reichhaltig. Bananen, eine Art
Müsli, Wurst, Rührei, Marmelade, Butter, Orangen, Kaffee und eine
spezielle Art Brötchen. Brot nach deutscher Art gibt es in
Südamerika eher selten. Außerdem gibt es noch verschiedene
Obstsäfte, nicht zu vergleichen mit unserem heimischen bunten
Wasser.
Unser Busfahrer kommt, er heißt Jesus, da kann ja eigentlich nix
passieren. Er ist sehr nett und
zeigt beim Lachen gern seinen Goldzahn.
Plaza de Armas in Arequipa
Wir fahren am Kloster Santa Catalina vorbei, eines der
wichtigsten religiösen Bauwerke aus der
Kolonialzeit. Es liegt nahe dem Stadtzentrum und wurde erbaut, da
die bereits vorhandenen Klöster die Novizinnen nicht aufnehmen
konnten. Eine Besichtigung können wir aus Zeitgründen leider nicht
vornehmen.
Aber den Mercado San Camillo, einen der bekanntesten Märkte der Stadt nahe dem Zentrum, besuchen wir. Das Dach des Marktes wurde vom Erbauer des Eiffelturms konstruiert. Hier findet manalles, was man zum täglichen Leben an Nahrungsmitteln und anderen Waren benötigt und noch viel mehr. Wir sind von dem Angebot überrascht, es gibt in Peru allein über 1.000 Sorten Kartoffeln in allen Farben, Formen und Größen. Blumen, Brot, Fleisch (Schweinefleisch ist am teuersten) und viele andere Artikel finden hier ihre Käufer.
Über 1.000 Kartoffelsorten
Wir finden auch unsere geliebten Cherimoya und stärken uns mit
frisch gepressten Obstsäften.
Die frisch gepressten Säfte schmecken schon anders als zuhause der
Saft aus der Tüte. Ein Glas
zwischen 0,2 und 0,3 l kostet 2,50 Soles. Das sind etwa 0,60 €. Auch
wenn es hier nicht ganz
passend ist, ein 1 l Sprit kostet ebenfalls etwa 0,60 € und wird in
Gallonen verkauft (1 Gallone =
3,8 l). Aber hier ist ja auch das Einkommen, so es dann überhaupt
ein geregeltes Einkommen
gibt, entsprechend niedrig.
Obst in Hülle und Fülle
Danach noch schnell Geld umtauschen und in einen Laden. Wir
brauchen dringend Getränke. Der
Laden ist sehr sauber, ordentlich und gut sortiert. Das Wasser ist
hier in der Regel ohne Kohlensäure
(sin Gas). Man muss ausdrücklich 'con gas' verlangen, aber oft gibt
es kein Mineral-wasser
mit Kohlensäure.
In Arequipa und auch in Lima sind die Ampelanlagen z.T. sehr interessant. Die Ampeln zeigen im Grün- und Rotzustand an, in wieviel Sekunden umgeschaltet wird, jede Phase dauert 35 Sekunden. Arequipa, sicherlich ein Touristenzentrum, ist aber entschieden interessanter als Lima.
Heutiges Ziel ist Chivay, ein kleiner Ort im Niemandsland. Am Rande von Arequipa, wie in beinahe allen großen Städten, die Armensiedlungen (Slums). Die Landflucht führt hier zwangsläufig zu Slums in den Städten. Diese ziehen sich über mehrere Kilometer hin. Weit und breit kein Gewässer, kein Bachlauf, kein grünes Land, steiniger Boden, Felswände, vertrock-netes Gras. Selbst die Säulenkakteen haben schon teilweise den Geist aufgegeben. Die Infra-struktur auf dem Land empfinde ich schon als erschreckend. Auf dem Land hat sich seit mehr -als hundert Jahren wohl kaumentwas geändert, außer vielleicht hier und da Stromanschluss. Wer hier ernsthaft erkrankt oder akut etwas bekommt, Adieu liebe Welt.
Dabei hat dieses Land so viel zu bieten: Bodenschätze,
Erdöl und die wahnsinnig schöne Natur.
Zuerst geht die Fahrt zu einem Mirador (Aussichtspunkt).
Die Vulkane Misti, Chachani und Pichu Pichu sind direkt
vor uns. Ich bin stark beeindruckt von der Schönheit
dieser Vulkane.
Misti, Chacani, Pichu Pichu
Die Fahrt geht in Arequipa bei etwa 2.400 m über NN los und führt im Grunde stetig bergan. Ab und zu kommen wir durch kleine Ortschaften.
Wir fahren durch Vicunja-Land, und da sind auch schon
diese zarten Tiere, deren Wolle so weich und teuer ist.
Der Bus schraubt sich weiter hoch. Gegen Mittag hält Jesus am
höchsten Punkt des Tages.
Als ich auf dem von Wilner gezeigten Stein die Höhe ablese
(4.910 m über NN) traue ich meinen Augen kaum. Ist doch schon ganz
schön, oder? Mein Herz fängt ab und an mal an, schneller zu
schlagen. So merke ich auch innerlich, dass wir schon eine enorme
Höhe erreicht haben. So gut
wie keine Akklimatisation, wenn auch mit dem Bus bis auf 4.900 m,
ist schon heftig. Als ich
aussteige, haut es mir fast die Beine weg. Ich habe doch gar keinen
Alkohol getrunken, aber mir ist trotzdem schwindelig. Bis auf
Friedel schwächeln alle, Kopfschmerzen, Schwindel. Wilmer lässt uns
Alkohol einatmen (nicht trinken), und danach wird es etwas besser.
Verkaufsstand der Indigenas
Zwei Frauen wollen mir unbedingt Pullover, Schal und Handschuhe
verkaufen. Es wohl äußerst
ungewöhnlich, dass ich arme Frau in dieser Höhe nur mit einem
T-Shirt rumlaufe. Drei Indigeno-
Kinder setzen sich in Pose und lassen sich fotografieren. Dafür
kassieren sie von Friedel ein paar
Koka-Bonbons. Die Landschaft um uns herum ist einfach großartig.
Danach geht es abwärts nach Chivay. Unterwegs sehen wir
Chinchillas. Sie haben fast die Farbe
der Steine. Wir hätten sie gar nicht bemerkt, wenn Wilmer uns nicht
darauf hingewiesen hätte.
Beim nächsten Stopp gibt mir ein Mädchen ein Baby- Alpaka auf den
Arm. Es ist total warm und
weich, aber ich bin erstaunt, wie schwer das kleine Tier ist.
Bis Chevay sind es etwa 40 Minuten, aber nur bergab bis auf
etwa 3.600 m. Die Straße führt in
Serpentinen abwärts. Ich kann teilweise über 6 bis 7 Serpentinen
bergab sehen. Geländer oder
sonstige Schutzgitter? Fehlanzeige! Die Bremsen machen hier ganz
schön was mit.
In Chivay gehen wir erst einmal essen. Es gibt Buffet, gut und
lecker. Viele Sachen außer-gewöhnlich scharf. Manni erwischt total
scharfe Nudeln. So scharf, dass ihm der Schweiß auf der Stirn steht.
Nach dem Einchecken im Colca-Inn (auch ein gutes Hotel) haben wir
eine kurze Ruhepause, dann
soll es zu den Thermen gehen. Friedel und ich quälen uns mit unserem
Gepäck in den 3. Stock,
aber zu weit gelaufen, wir müssen wieder absteigen. Vielleicht
sollte man doch vorher gucken, wo man hin muss.
Thermen in Chivay
Mit dem Bus fahren wir zu den Thermen. Ich bin überrascht wie großzügig diese angelegt sind. Und obwohl es schon später Nachmittag ist, herrscht reger Betrieb. Wir suchen uns ein Becken, das etwas leerer ist und dann nichts wie rein. Herrlich. Wir aalen uns im warmen Wasser. Alle genießen dieses Bad mit Blick auf die schöne Landschaft.
Bis heute war der Urlaub eigentlich nur zum Eingewöhnen. Ab Morgen wird es für mich dann anstrengend. Zuerst die Akklimatisierungswanderung und dann steht die Trekkingtour an.
Abends gehen wir nicht mit zum
Essen, ich leide nun doch sehr unter
der ungewohnten Höhe. Mein Kopf
platzt. Ich will nur Ruhe und schlafen.