Mythos Amazonien

... von der Quelle des Amazonas bis Manaus

Colca Cañon

Cruz del Condor

Akklimatisierungswanderung

Obwohl ich so müde war, habe ich schlecht geschlafen und mich nur im Bett rumgewälzt. Außerdem werden wir schon zwischen 05.00 und 05.30 Uhr von Wilner geweckt. Frühstück und dann geht’s los.

Kinder in Yanque

In Yanque halten wir an und schauen den tanzenden Kindern zu. Die Tänze sind echt und nicht extra für die Touristen erfunden. Die Kostüme (Trachten) prachtvoll mit Gold und Silber von Hand bestickt.

Indigena in Yanque

Dann geht es auf einer kurvigen aber erstaunlich guten Straße stetig bergauf. Unser heutiger Zusatzguide Inti (Sonne) gibt uns Informationen über den Colca Cañon, das Colca-Tal, die Inkas
und über die Kondore, die wir hoffentlich gleich sehen werden. Wir durchfahren einen Tunnel,
der kurvig in den Berg geschlagen wurde. Gegenverkehr nicht möglich. Wir können auch
immer wieder Blicke auf den Mismi werfen, der sehr leicht an seiner markanten dreieckigen Spitze zu erkennen ist. Morgen werden die 5 Trekker unserer Gruppe ihn näher kennenlernen.

Der Colca Cañon ist, je nachdem, ob man vom höchsten Berggipfel oder vom Rand der Schlucht misst, 3.200 m bzw. 1.200 m tief. Der Grand Canyon ist dagegen (nur) etwa 1.800 m tief. Wie Inti sagt, gilt der Colca Cañon als der tiefste Canyon der Welt.

Der Cañon bietet eine atemberaubende Landschaft. Am frühen Morgen hat man große Chancen,
vom touristisch erschlossenem Cruz del Condor, über den Rand des Cañons aufsteigende
Kondore mit bis zu drei Metern Spannweite zu sehen.

Die oberen Hänge des Cañons sind vielfach von menschlicher Hand zu Terrassen strukturiert, viele davon schon mehrere hundert Jahre alt, die die heutigen Bewohner für ihre effiziente Landbebauung verwenden.

Auch wir wollen zum Cruz del Condor, dem Kreuz des Kondor. Die 2 - 3 m Flügelspannweite des
Kondors ist geradezu prädestiniert, um die erste schwache Morgenthermik zu nutzen und um zwischen acht und zehn Uhr ruhig am Cañonrand zu kreisen. Dass hier oben viel Betrieb ist, haben wir schon bei den vielen Bussen geahnt, die sich mit uns den Berg hoch quälen.

Andenkondor

Der Andenkondor hat eine Länge von 110 cm und kann ein Gewicht von 12 kg erreichen. Seine Flügel können eine Spannweite von bis zu 3,20 m erreichen. Damit besitzt er eine der größten
Spannweiten im Reich der Vögel, mit der er eine Flughöhe von bis zu 7.000 m erreichen soll. Er kann übrigens ein Alter von über 70 Jahren erreichen. Der Kondor ist ein Aasfresser, jedoch kommt es vor, dass er durch heftige Flügelschläge versucht, seine Beute wie z.B. Kühe, Berg-ziegen und Schafe zum Absturz zu treiben, wenn diese sich an steilen Berghängen aufhalten. Wenn dann das Tier verendet ist, kann der Andenkondor seine 'erlegte' Beute verspeisen. Alles wartet gespannt auf das Erscheinen dieser majestätischen Tiere.

Doch wir brauchen Geduld. Nur ab und zu lässt sich mal kurz ein Tier sehen. Hat Wilner uns wohl zu viel versprochen? Aber da erscheinen sie. Sechs, sieben, acht und mehr Tiere lassen sich durch die Lüfte gleiten. Ein Weibchen (Dank Intis Informationen erkennen wir es als solches) lässt sich dicht vor uns auf einem Stein nieder. Wir verfolgen fast eine Stunde dieses herrliche Schauspiel.

Danach müssen wir an einem Verkaufsstand noch schnell eine uns unbekannte Kaktusfrucht und
Bananen kaufen. Die Kaktusfrucht ist sauer, aber lecker und durstlöschend. Später kaufen wir
dann noch eine süße Kaktusfrucht, auch sie wird von den Frauen geschält und in einer Plastiktüte
übergeben.

Colca-Tal

Unterwegs legen wir noch ein paar kurze Stopps ein um in das Colca-Tal mit den Terrassenfeldern
zu sehen. Inti zeigt uns in einem Felsen hoch über der Straße noch prähistorische Inkagräber, die
für uns aber eher wie Vogelnester aussehen. Angehörige der Inkas wurden in den Anden meist in
Hockstellung in Felsnischen und -höhlen, in kostbare Tücher gehüllt, beigesetzt. Im feucht-kalten
Hochland wurden die Felshöhlen häufig vermauert und somit gleichzeitig für eine raffinierte Luftzirkulation gesorgt.

Bei der Kirche Inglesia de Marca halten wir an und schauen auch hier den tanzenden Kindern zu.
Sie verdienen sich so ein paar Soles. Wie Wilner erzählt, wollten die Indios nach dem Bau der Kirche diese nicht betreten sondern blieben lieber im Hof. Daraufhin wurde oben an der Kirche ein Gang gebaut, den der Priester benutzte.

Mittagessen gibt es wieder in einem landestypischen Lokal. Auch hier alles sehr sauber, die Leute
freundlich und das Essen abwechslungsreich und lecker. Es schmeckt allen. Manni ist heute mit
'scharf' sehr vorsichtig.

Am Nachmittag müssen sich die Trekker bei einer Akklimatisierungswanderung 3 Stunden durch
die peruanische Landschaft quälen. Ich dagegen werde mir einen schönen Nachmittag in Chivay
machen. Gott sei Dank sind meine Kopfschmerzen weg, aber Kreislauf und Beine sind noch etwas
matschig. Zuerst schlendere ich an den kleinen Läden vorbei und sitze danach auf der Plaza und
beobachte das Leben. Viele Kinder mit Lamas warten hier auf Opfer, mit denen sie sich gegen ein
kleines Entgelt gern fotografieren lassen. Der Brunnen mitten auf der Plaza ist zugleich Lamatränke, Spielplatz für Kinder und Waschbecken.

Ein Mädchen mit einem Lama setzt sich zu mir und versucht mir zu erklären, dass das Lama ihr
gehört. Dann zeigt sie mir das Futter, welches sie in einer Plastiktüte dabei hat. Ich darf sogar das
Lama füttern. Schade nur, dass meine Kamerabatterie leer ist, so kann ich keine Fotos machen,
bin aber zu faul, eine neue Batterie im Hotel zu holen.

Motorrad-Taxis (Tuck-Tucks) flitzen pausenlos vorbei, manche rappeln und rumpeln, als ob sie
beim nächsten Schlagloch auseinanderfallen wollen. Jogginganzüge gehören hier wohl zum Ausgehanzug. Der 'städtische Gärtner' hört beim Arbeiten Radio, das er an einer Schnur um den Hals gebunden hat, und er grüßt mich freundlich. Und die Teenies sind wie überall: Hängearschhosen und Handys. Eine Polizistin marschiert über die Plaza. Nix zu tun, alles friedlich.

Als ich wieder im Hotelzimmer ankomme, höre ich schon die Clo-Spülung ununterbrochen
rauschen. Mit wenig handwerklichem Können und viel gutem Zureden schaffe ich es, den Deckel
des Spülkasten abzuheben und den Wasserlauf zu stoppen. Doch später setzt sich die Spülung
wie von Geisterhand wieder in Bewegung. Zum Glück ist Friedel jetzt da, der die 'Reparatur'
durchführt. Und nachts höre ich wieder ein gleichmäßiges Rauschen, aber ich kann es erfolgreich
ignorieren. Bis Friedel auf einmal aufsteht (demnach muss das Rauschen schon ganz schön laut
gewesen sein) und das Wasser wieder stoppt. Leider zu spät, unser Badezimmerboden steht
schon ein bisschen unter Wasser.

Akklimatisierungswanderung

 Heute Mittag ist gegen 13.00 Uhr Start zur Akklimatisierungswanderung. Jesus bringt uns bis zum Ende des nächsten Ortes, die Fahrt geht durch eine schmale Straße. Nur ca. ½ m rechts und links bis zu den Häusern. An einem Wendeplatz steigen wir aus. Ab hier beginnt unsere Wanderung. Inti vorneweg. Wilner am Ende der Gruppe und wir logischer Weise dazwischen. Zuerst geht es etwa 15 Minuten steil bergauf. Am höchsten Punkt sind wir bei etwa 3.950 m angelangt. Der Blick, ob nach rechts, links oder geradeaus, ist schon grandios. Ich habe immer mehrere Sechstausender im Blick. Verschiedene Arten von Kakteen rechts und links des Weges. DieStrecke führt jetzt bis auf minimale Steigungen nur leicht bergab. Nach etwa 30 Minuten begegnet uns eine Indigena, kurz darauf ein Junge mit einem Rad, welches er aber schiebt. Dann über eine Stunde keine Menschenseele, nur Rinder und Kühe.

Akklimatisierungswanderung

Nachdem uns eine männliche Person mit Maultier begegnet ist, sehe ich 3 Personen auf einem
Feld oberhalb des Weges hinter einer Steinmauer arbeiten. Ich geh mal hoch und sehe nach, bei
was für einer Arbeit die Drei sind. Der erste hat so eine Art Dreschflegel in beiden Händen und
drischst auf etwas ein, dass sich als Bohnenstrunk herausstellt. Der zweite wirft das Ganze dann
in die Höhe, so sondert sich wohl das eine von dem anderen ab. Die dritte Person, eine Frau,
sammelt dann die Bohnen ein. Ein wahrhaft mühsames Unterfangen und eine harte Maloche
obendrein.

 Kurze Zeit später sind wir wieder bei den Thermen angekommen. Jesus erwartet uns hier schon. Es war eine tolle Wanderung. Wir verabschieden noch Inti und Jesus. Sie haben ihre Sache gut gemacht. Ab morgen haben wir wieder andere Zusatz-Guides bzw. Fahrer.

Abends ist Besprechung für den Tekkingteil. Ich gehe mit, denn es interessiert mich schon, was
unseren Fünf so alles zugemutet wird. Außerdem sind beim Trekking Bergführer Pedro, 2 Helfer
und ein Koch dabei. Die mitgeführten Maultiere tragen das Gepäck und falls nötig auch die schwächelnden Wanderer.

Am 1. Tag geht die Fahrt mit einem Pick-up bis ca. 4.700 m, danach Wanderung von 1 ½ Std. bis
zur Amazonasquelle auf 5.000 m und Abstieg bis ca. 4.500 m ins Basislager.

Am 2. Tag beträgt die Wanderzeit ca. 6 – 8 Std. und führt über einen Pass in Höhe von 5.150 m.

Am 3. Tag dann noch eine Wanderung bis zum Dorf Lari und danach Fahrt nach Cusco.

Pedro zeigt die Strecken auf einer großen Karte. Es wird wohl ganz schön anspruchsvoll werden.

Danach sitzen wir noch lange im Frühstücksraum des Hotels zusammen. Manni stellt fest, dass er
der Älteste ist und Hans fragt ihn, ob er ihm jetzt immer das Bier bringen muss.

Wilner erklärt uns, dass im Dschungel Gummistiefel äußerst sinnvoll sind. Er will sich die Größen
aufschreiben und für jeden ein entsprechendes Paar besorgen. Es geht hin und her, jeder gibt sei-
ne Bestellung auf, mit Herzen, Blümchen oder gestreift. Hans möchte wissen, wie denn der peruanische Gummistiefel geschnitten ist, er hat Größe 47, Friedel braucht 48 oder 49. Dann wird erforscht, ob es Fußprobleme gibt wie Knick-, Spreiz- oder Senkfüße, sowie gemischte Formen. Ich schlage vor, unsere Fußkonturen abzumalen und diese dann Wilner zu geben. Hans ist jedoch damit nicht zufrieden und meint, es würde wohl alles auf einen orthopädischen Fußabdruck hinauslaufen. Daraufhin wird er zum Gummistiefelbeauftragten gewählt. Wir haben viel Spaß.

Marion hat Plätzchen mitgebracht, die keinem schmecken. Aber erstaunlicher Weise ist die Tüte
ganz schnell leer.

Nächster Tag