Trekking-Progamm:
Wecken ist für 05.30 Uhr angesetzt, Abfahrt
07.15 Uhr. Für uns, also Wieland, Marion,
Rainer, Manfred und mich geht es jetzt los.
Es geht los....
Zwei Pick-ups mit Vierradantrieb und 6 Mann Begleitung holen uns ab. Einer von der Begleit-mannschaft muss hinten auf der Ladefläche sitzen und das bei Minustemperaturen. Wir starten also um kurz nach 07.00 Uhr bei 3.600 m Höhe. Die ersten 20 Minuten asphaltierte Straße, es geht gut voran. Dann Schotterpiste und immer nur bergauf. Wir überholen viele Einheimische mit Schüppen. Sie räumen mehrere Tage lang Wasserrinnen von Geröll frei. Irgendwann biegen wir wieder ab. Die Landschaft verändert sich langsam, Moose und Flechten gewinnen die Oberhand. Ab und zu eine menschliche Behausung. Lamas, Alpakas sowie Kühe und Rinder selbst auf dieser Höhe, wir sind immerhin im 4.000 m-Bereich angekommen. Aufgrund der Strecke, es ist nicht mal ein richtiger Weg, schmerzen Bein-, Gesäß- und Rückenmuskulatur von der ungewohnten Anspannung.
Geisterstadt
An einer schönen Lagune ein kurzer Fotostopp und weiter bergauf. Jetzt geht es gerade durch eine 'Geistersiedlung', die schon vor langer Zeit von Menschen aufgegeben wurde.Der Grund: kein Wasser, die Ernten zu dürftig usw. Die Kirche ist um 1800 erbaut worden. Einmal im Jahr findet auf dem Kirchplatz ein Fest statt.
Die Berge nehmen jetzt immer mehr bunte Farben an und erinnern mich an Boliviens Altiplano. In der Ferne sind Alpakaherden zu sehen und kurz darauf eine Vikunjaherde. Es gibt sogar mal wieder die eine oder andere Wegegabelung. Und an einer dieser passiert es dann. Unser Fahrer, wir sind das zweite Auto, biegt links ab, der erste Pick-up brettert weiter geradeaus. Auch Hupen hilft nichts. Nach kurzer Weiterfahrt warten wir. Von unserer Crew läuft einer Richtung erstes Fahrzeug und verschwindet bald am Horizont. Wir warten. Irgendwann fahren wir zurück, biegen links ab und nach etwa 1 km sehen wir unser Crew-Mitglied und den verschwun-denen Geländewagen wieder aufkreuzen. Danach geht es gemeinsam weiter bergauf.
Vor uns jetzt unsere Mulis und Pferde mit ihrem Führer, ein
kurzes Gespräch, wir fahren weiter.
Unser Muli-Chef ist heute morgen zwischen 02.00 und 03.00 Uhr in
Tuti (kleines Dorf) los, jetzt haben wir 09.00 Uhr. Alle unsere
Sachen, sowie Zelte, Essen, Kochtöpfe müssen ja während des
Trekkings mitgeführt werden. Dazu ein Reservepferd, falls einer der
Teilnehmer schwächelt. Zurückgehen ist hier unmöglich. Also in jedem
Fall und egal wie, Augen zu und durch. Wir fahren noch ca. 20
Minuten, dann Stopp.
Unsere Sachen werden ausgeladen, das Gepäck für die Mulis
beiseite gelegt und ab geht’s. 5
Touris, 2 Führer. Der Weg ist weich und sandig, es geht sich nicht
gut., zumal es ja weiter bergauf geht. Bei jedem Schritt sinkt der
Fuß etwa 1 – 2 cm in den sandigen Boden ein, und beim Abrollen zur
Fußspitze hin ist dann auch kein fester Abdruck mehr zu finden.
Erschwert das Gehen doch um einiges. Zuerst heißt es ein paar
Schritte gehen, dann Pause. Der Blick rundherum grandios. Die
Gehzeit wird länger, die Pausen kürzer und ich versuche, meinen
Rhythmus zu finden.
Der Weg geht bergauf und auch mal ein klein wenig bergab.
Direkt am Weg ein Vogelnest mit einem Ei. Unter uns zwei Andengänse.
Wilner zeigt uns von hier unten schon mal die Amazonas-
Quelle. Steine, Felsbrocken, Moose, Flechten und da soll die Quelle
des berühmten Amazonas liegen? Na ja! Direkt vor den Felsbrocken
lassen wir unsere Rucksäcke liegen. Nur mit Kamera und Stöcken
bewaffnet, kraxele ich das allerletzte Stück Richtung Quelle. Wilner
und Marion sind direkt vor mir.
Amazonasquelle
Und dann liegt um genau 12.18 Uhr auch die Quelle vor mir. Ein kleiner Eisblock darüber und daneben sprudelt das Wasser von 3 m Höhe direkt aus dem Felsen nach unten. Die Felswand selbst dürfte so ca. 60 m hoch und mehrere Kilometer breit sein. Dies ist also die Quelle des berühmtesten und mächtigsten Stromes der Erde! Ist er auch der längste? Ein Schild von National Geographics belegt dieses.
Wir haben es geschafft!
Der Nevado Mismi ist ein Bergmassiv in den peruanischen Anden und hat eine Höhe von 5.597 m. Im Jahr 2001 bestätigte eine Expedition der National Geographic Society, dass nach heutigen Erkenntnissen an den Nordhängen des Nevado Mismi die eigentliche Quelle des Amazonas-Stromes liegt. Dort entspringt der Rio Apurimac, der das Gletscherwasser des Bergmassivs über den Rio Ene, den Rio Tambo und den Rio Ucayali nach Norden transportiert, bis es sich im nordöstlichen Peru mit dem Wasser des Maranon zum Oberlauf des Amazonas verbindet.
Wir verbringen noch ca. eine Stunde hier und machen uns dann auf den Weg in unser Lager. Von nun an geht es nur bergab. Und hier passiert es dann. Wilner verletzt sich beim Run-tergehen am Schienbein. Die Wunde blutet, hört aber kurz danach wieder auf. Ist wohl nicht ganz selbstverständlich in solcher Höhe. Dank guter Rucksack-Apotheken hat Wilner aber ausreichend Mittel zum Salben und Pflastern.
Wir machen nach einer halben Stunde noch einmal Pause. Die Quelle ist von hier aus noch gut zu erkennen. Der Weg geht weiter bergab. Rechts sehe ich noch ungefähr 30 Andengänse. Rainer macht es sich auf dem letzten Stück auf dem Muli bequem.
Zeltplatz
Am Campingplatz angekommen, hat unsere
Mannschaft das Küchenzelt schon aufgebaut.
Wir sind alle ganz schön erschöpft und trinken
im Zelt erstmal einen Coca-Tee. Derweil baut
unsere Crew die Schlafzelte auf, und ich
räume dann mein Zelt ein und schreibe noch
ein paar meiner Eindrücke auf. Dann gehe ich
zu Pedro, der beim Angeln ist und auch 3
Forellen fängt. Anschließend gibt es
Abendessen, wir klönen noch ein bisschen und
ab in den Schlafsack. Es war doch ein sehr
anstrengender Tag.
Ein Fazit dieses Tages: statistisch bei 3.600 m in Chivay mit dem Pick-Up los. Bis auf 4.700 m mit dem Fahrzeug, dann Wanderung auf 5.000 m hoch und dann wieder runter auf 4.500 m.
Höhenprofil
Ich habe beim Abstieg auch mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Das ist für mich ganz untypisch. Wobei alle anderen Teilnehmer auch Probleme haben. Aber, und das ist die Hauptsache, ich habe mein Traumziel erreicht. Auch wenn ich dafür schwer kämpfen musste. Wir sind an diesem Tag ca. 6 Stunden gewandert, zurückgelegt haben wir, obwohl es entschieden mehr bergab als bergauf ging, ganze 9,5 km!. Diese Zahlen haben sicherlich einige Aussagekraft.
Alternativ-Programm:
Die Trekker wollen um 07.00 Uhr aufbrechen. Hans, Monika und ich
haben uns auch für diesen
Zeitpunkt entschieden, damit wir nicht so spät in Cusco sind. Wir
werden von einem feudalen Auto, einem neuen Van Hyndai, abgeholt und
haben endlich mal Platz für unsere Füße. Sogar Hans kann seine Beine
ausstrecken.
Die Fahrt geht los, und das Auto schraubt sich auf einer guten Straße höher und höher. Die höchste Stelle ist bei 4.900 m erreicht. Monika geht es immer noch nicht gut, und beim ersten Stopp ordert unser Fahrer Cocatee für alle. Hans lässt sich auf der Karte zeigen, wo wir sind und ist total erstaunt, dass wir so einen großen Umweg fahren. Angeblich ist diese Strecke zwar länger, aber gut ausgebaut und dadurch schneller als die Rumpelstrecke. Wir werden sehen. Aber vielleicht ist auch 'happy hour', doppelte Strecke zum gleichen Preis.
Auf der Fahrt nach Cusco
Die Landschaft ist karg aber wunderschön. Schneeflächen und Eis glitzern in der Sonne. Ab und zu eine Lamaherde. Dann eine Lagune mit Flamingos, traumhaft. Aber keine Zeit, wir müssen weiter. Denn die gut ausgebaute Strecke entpuppt sich inzwischen als Baustelle an Baustelle. Die Umleitungen in großzügigen Abständen durch die Pampa, teilweise nur im Schritttempo befahrbar, und hinter den LKW's her.
Stunde um Stunde vergeht. Wir machen nur kurze Stopps für einen Banjos-Besuch. Einmal direkt an den Marktständen an der Straße. Banjos? Wo? Wir müssen eine klapprige Holztreppe hinabsteigen. Unten sind Toiletten, getrennt nach Männlein und Weiblein, ganz wie es sich gehört. Aber weder die Spülung noch das Waschbecken bringt einen Tropfen Wasser hervor. Aber eine große Kiste für 'Tipps' steht da. Als wir die Treppe wieder hinausklettern, können wir noch sehen, wie einer der Männer mit einem Eimer Wasser nachspült.
Viele Hunde treiben sich auf bzw. an der Straße herum. Manche
wedeln mit dem Schwanz, andere
sind schon ziemlich platt gefahren.
Die Landschaft verändert sich zusehends. Immer mehr Bäume tauchen
auf, die sich teilweise bis
hoch in die Berge ziehen. Dazwischen Felder, Dörfer. Die Besiedlung
wird dichter. Der Verkehr leider auch. Unsere beiden Fahrer wechseln
sich ab. Dann endlich das Schild Cusco. Rushhour. Ein wahnsinniger
Verkehr. Jeder drängelt, hupt. Aber trotzdem klappt es irgendwie.
Die Polizei steht am Straßenrand und sieht gelassen zu. Wirklich was
tun kann sie nicht. Nach etlichen Stopps und Nachfragen finden wir
dann gegen 17.30 Uhr (nach 10 ½ Stunden) endlich auch unser Hotel.
Gott sei Dank.
Das Hotel ist wunderschön, aber wir haben einen Riesenhunger, haben wir doch nach dem Frühstück um 06.30 Uhr nur einen Schokoriegel gehabt. Direkt neben unserem Hotel ist ein nettes Lokal, und wir lassen es uns schmecken. Wir sind satt und todmüde und gehen früh schlafen.